Ein Mann kommt nach München. Die zwei Millionen D-Mark in seinem Koffer stammen aus einem Banküberfall in Düsseldorf. Das Geld will er „waschen“, indem er es sukzessive von seiner Ex-Frau auf deren Bankkonto einzahlen lässt. Doch sie verlangt, bei aller neu erwachten Liebe, glatt die Hälfte der Beute für sich. Bald sitzt ihm zudem ein Kriminalkommissar im Nacken, der davon träumt, in einem eigenen Boot die Welt zu umsegeln. Und dann ist auch noch ein dubioses Pärchen in einem dunklen Citroën DS mit Düsseldorfer Kennzeichen hinter ihm her…
Liebevoll ruft "Fremde Stadt" die Eckpunkte eines filmischen Schwabing-Kosmos auf, der einige Jahre zuvor noch leuchtete, im Jahr 1972 aber bereits schon zu zerfallen begann.
In seinem schwarz-weißen Krimi in CinemaScope gelang es Rudolf Thome, die „Weltstadt mit Herz“ tatsächlich wie ein gefährliches Pflaster aussehen zu lassen. Vor deren betont unwirtlicher Kulisse arrangierte der bekennende Howard-Hawks-Fan einen illustren Reigen gieriger Verfolger, von denen jeder (mit Ausnahme eines harmlosen Aquarianers) auf den eigenen Fischzug lauert. Und auch wenn ihr gemeinsames Opfer im Verlauf gewagter Transaktionen gehörig Federn lassen muss, wirkt es am Ende des Films so, als wäre sein Plan vollkommen aufgegangen – während Rudolf Thome sich zu neuen Ufern aufmachte: von München nach Berlin, aber auch künstlerisch. (Quelle: Berlinale)
Der Film "beginnt wie Rudolf Thomes bekanntester Film 'Rote Sonne' (1970) mit einem Mann, der alleine in München ankommt und dort eine Ex wiedertrifft, die er noch immer liebt. Aber der Film macht aus dieser Ausgangssituation nicht nur etwas völlig anderes; man hat darüber hinaus das Gefühl, dass sich in den lediglich zwei Jahren, die zwischen den Filmen liegen, etwas Grundlegendes verändert hat. In Thomes Kino, aber vielleicht auch in der Welt, in die es eingebettet ist. Nicht nur diese eine, sondern jede Stadt ist fremd geworden.
Was ist 'Fremde Stadt' für ein Film? Laut Thome war das ein Versuch, einen echten B-Film zu drehen, so billig wie möglich, und im Gegensatz zu seinen ersten drei Arbeiten in Schwarz-Weiß. 'Fremde Stadt' fügt sich in das Werk der Thome-Lemke-Zihlmann-Gruppe, weil es offensichtlich wieder um angewandte Cinephilie geht, diesmal um den Versuch, einen Poverty-Row-Cheapie in München zu inszenieren. Mit einem Genreplot, der von Max Zihlmann nach allen Regeln der Kunst entworfen wird, zumindest bis kurz vor Schluss (der Schluss hat es in sich). Gegossen in atmosphärische, kontrastarme Scope-Bilder. Dazu ein wunderbares, ironisch-desillusioniertes Titellied („I only hope you find it easy / and easy is the answer when it comes“), bei dem man sich fast so sehr wie bei dem zugehörigen Film wundert, wie es derart komplett in Vergessenheit geraten konnte. Und als Hauptdarsteller Thomes Regiekollege Roger Fritz, was sich als regelrechter Besetzungscoup erweist: Besser als Fritz in diesem Film kann man einen Trenchcoat nicht tragen." (Lukas Förster, auf: critic.de)
Übrigens: Wie in vielen Filmen legte Rudolf Thome auch hier viel Wert auf die authentisch-markante Musikebene. Der britische Komponist und Rock-Gitarrist Richard Palmer-James war seinerzeit Gründungsmitglied der Band Supertramp sowie als Texter der Band King Crimson bekannt.
Ein Mann kommt nach München. Die zwei Millionen D-Mark in seinem Koffer stammen aus einem Banküberfall in Düsseldorf. Das Geld will er „waschen“, indem er es sukzessive von seiner Ex-Frau auf deren Bankkonto einzahlen lässt. Doch sie verlangt, bei aller neu erwachten Liebe, glatt die Hälfte der Beute für sich. Bald sitzt ihm zudem ein Kriminalkommissar im Nacken, der davon träumt, in einem eigenen Boot die Welt zu umsegeln. Und dann ist auch noch ein dubioses Pärchen in einem dunklen Citroën DS mit Düsseldorfer Kennzeichen hinter ihm her…
Liebevoll ruft "Fremde Stadt" die Eckpunkte eines filmischen Schwabing-Kosmos auf, der einige Jahre zuvor noch leuchtete, im Jahr 1972 aber bereits schon zu zerfallen begann.
In seinem schwarz-weißen Krimi in CinemaScope gelang es Rudolf Thome, die „Weltstadt mit Herz“ tatsächlich wie ein gefährliches Pflaster aussehen zu lassen. Vor deren betont unwirtlicher Kulisse arrangierte der bekennende Howard-Hawks-Fan einen illustren Reigen gieriger Verfolger, von denen jeder (mit Ausnahme eines harmlosen Aquarianers) auf den eigenen Fischzug lauert. Und auch wenn ihr gemeinsames Opfer im Verlauf gewagter Transaktionen gehörig Federn lassen muss, wirkt es am Ende des Films so, als wäre sein Plan vollkommen aufgegangen – während Rudolf Thome sich zu neuen Ufern aufmachte: von München nach Berlin, aber auch künstlerisch. (Quelle: Berlinale)
Der Film "beginnt wie Rudolf Thomes bekanntester Film 'Rote Sonne' (1970) mit einem Mann, der alleine in München ankommt und dort eine Ex wiedertrifft, die er noch immer liebt. Aber der Film macht aus dieser Ausgangssituation nicht nur etwas völlig anderes; man hat darüber hinaus das Gefühl, dass sich in den lediglich zwei Jahren, die zwischen den Filmen liegen, etwas Grundlegendes verändert hat. In Thomes Kino, aber vielleicht auch in der Welt, in die es eingebettet ist. Nicht nur diese eine, sondern jede Stadt ist fremd geworden.
Was ist 'Fremde Stadt' für ein Film? Laut Thome war das ein Versuch, einen echten B-Film zu drehen, so billig wie möglich, und im Gegensatz zu seinen ersten drei Arbeiten in Schwarz-Weiß. 'Fremde Stadt' fügt sich in das Werk der Thome-Lemke-Zihlmann-Gruppe, weil es offensichtlich wieder um angewandte Cinephilie geht, diesmal um den Versuch, einen Poverty-Row-Cheapie in München zu inszenieren. Mit einem Genreplot, der von Max Zihlmann nach allen Regeln der Kunst entworfen wird, zumindest bis kurz vor Schluss (der Schluss hat es in sich). Gegossen in atmosphärische, kontrastarme Scope-Bilder. Dazu ein wunderbares, ironisch-desillusioniertes Titellied („I only hope you find it easy / and easy is the answer when it comes“), bei dem man sich fast so sehr wie bei dem zugehörigen Film wundert, wie es derart komplett in Vergessenheit geraten konnte. Und als Hauptdarsteller Thomes Regiekollege Roger Fritz, was sich als regelrechter Besetzungscoup erweist: Besser als Fritz in diesem Film kann man einen Trenchcoat nicht tragen." (Lukas Förster, auf: critic.de)
Übrigens: Wie in vielen Filmen legte Rudolf Thome auch hier viel Wert auf die authentisch-markante Musikebene. Der britische Komponist und Rock-Gitarrist Richard Palmer-James war seinerzeit Gründungsmitglied der Band Supertramp sowie als Texter der Band King Crimson bekannt.